#DemoCRAZY an der Waldburg Schule
#DemoCRAZY an der Waldburg Schule
Mitte Juli startete #DemoCRAZY an der GMS Waldburg in der 9. Klasse mit einem dreitägigen Projekt durch.
Am ersten Tag startete das Projekt mit ein paar lockeren Kennenlernübungen und der Übung „mein Smartphone und ich“ hierbei positionieren sich die Schüler*innen entlang einer Skala mit Fragestellungen wie „mir sind schon Hasskommentare im Internet begegnet oder „ich kann ohne mein Smartphone nicht leben“ bei der ersten Frage waren sich alle so gut wie einig. Fast allen waren schon Hasskommentare online auf verschiedensten Plattformen begegnet. Für viele spielt das Smartphone natürlich eine wichtige Rolle im Alltag um sich mit Freund*innen zu vernetzen, Spiele zu spielen und teils auch Nachrichten und Neuigkeiten zu erfahren. Viele nutzen Tiktok zur Unterhaltung und auch um politische News zu verfolgen und sich so ihre Meinung zu bilden.
In den ersten beiden Tagen gab es dann noch weiteren Input mit der „wie entscheidest du“-Übung und der Wall of Hate die die Betroffenen auch selbst zu Wort kommen lässt und die Mechanismen von Hate Speech aufzeigt. Es werden gezielt Menschen anvisiert, die sich für demokratische Werte einsetzen oder einer Minderheit zugehörig sind.
Viel diskutiert wurde die Frage warum Betroffene von Hate Speech nicht einfach ihr Smartphone ausschalten und „gut ist’s“. Doch Hass im Netz setzt sich für Betroffene auch weiterhin in ihren Alltag fort und kann auch Formen wie „Doxxing“ (das illegale Veröffentlichen der Adresse von Personen), Stalking und Gewalt annehmen, die sehr bedrohlich sind und für die Menschen auch viele negative psychische Folgen außerhalb des Smartphone Bildschirms haben. Hinzu kommt, dass Hater die Diskurse in Kommentarspalten stark überfluten um es so aussehen zu lassen dass ihre menschenfeindlichen Aussagen von der Mehrheit akzeptiert werden. Dies ist eine Gefahr für demokratische Beteiligungsprozesse und auch die Teilhabe an Meinungsbildung und Information im Internet.
Der zweite Tag endete dann noch mit dem Brainstorming und Zusammenfinden der Gruppen zu aktuellen demokratischen Themen, die die Jugendlichen beschäftigten. Genannt wurden dabei sehr aktuelle Themen wie Inflation und Folgen des Ukraine Kriegs, Rassismus, aber auch das Thema psychische Gesundheit von Jugendlichen und welche Politikprozesse dahinter stecken, sowie Lifestyle Influencer*innen.
Die Recherche zeigte jedoch, dass einer dieser Influencer mit antifeministischen und sexistischen Aussagen auffiel und momentan ein Straffverfahren wegen Menschenhandel gegen ihn läuft.
Dies zeigt wie wichtig es ist sich nicht nur oberflächlich mit den Inhalten im Netz zu beschäftigen, auch wenn die Menschen, die diesen teilen beliebt, berühmt und Teil der Jugendkultur sind.
Der Einfluss dieser Menschen darf keinesfalls unterschätzt werden. Sie bewegen sich im Netz in einem Raum, der sich der klassischen Jugend- und Sozialarbeit entzieht. Umso wichtiger ist es mit Projekten wie #DemoCRAZY genau hinzusehen zu lernen.
Am dritten Tag kam dann Sergej Klein als Medienpädagoge hinzu und die Klasse hatte einen spielerischen Einstieg mit einem Quiz, bei dem Fragen zu den Themen Hate Speech, Fake News, Verschwörungsideologien und Demokratiebeteiligung gestellt wurden
Die am Vortag gebildeten Gruppen begannen dann mit der Medienproduktion. Viele versuchten sich an Memes und eine Gruppe erstellte sogenannte „Pixel Art“ gegen Hassbotschaften.
Deutlich sichtbar wurde hier, dass in der Klasse auch einzelne Personen feindliche Aussagen und diskriminierende Positionen über die Memes ausdrückten und sich im „Trollen“ ihrer Mitschüler*innen und des Projekts selbst übten. Dies zeigte auf, dass die Haltungen die sich im Internet und gesamtgesellschaftlich verfestigen, auch auf die Jugendlichen in den Schulen Einfluss haben und sich hier in Mobbing und diskriminierenden Haltungen zeigen können.
Damit war #DemoCRAZY genau am richtigen Ort, denn es ist wichtig dieses Verhalten als diskriminierend und toxisch zu benennen und zu widersprechen. Auf diese Weise kann miteinander in einen ehrlichen Dialog getreten und zugleich ein deutliches Signal an Dritte gesendet werden, dass es kein stilles Einverständnis gibt. Weiterhin ist der Widerspruch auch ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit Betroffenen von Hate Speech.
Der Erfolg des Projektes war auch an den tollen Memes gegen Rassismus und zum Thema psychische Gesundheit zu erkennen. Eine Gruppe wollte ein Sharepic zum Thema „Aufstieg und Geschichte des Faschismus und Nationalsozialismus“ erstellen, wurde aber nicht ganz fertig. Auch die Pixel Kunstwerke drückten aus, wofür #DemoCRAZY steht: Solidarität und Toleranz sowie demokratische Werte und einen Diskurs, der auch bei kontroversen Themen ohne Abwertung funktioniert.